Von der Haasen-Gruppe und Haas`schen Gauben

Allein die Aufgabe Dörfer zu aktivieren, das Nachverdichten vorhandener Bausubstanz, bedeute Arbeit für mindestens drei Architekten-Generationen, schätzt Edmund Haas. Im eigenen Architektur-Büro hat 35 Jahre nach der Gründung die zweite Generation übernommen – in doppelter Besetzung. Ein eher seltenes Phänomen sei es und umso mehr freut sich Senior Edmund Haas (71), dass sein Architekturbüro als Familienunternehmen in die nächste Generation überging.

Bei Haas + Haas in Eibelstadt sind die Juniors sogar zu zweit: Dipl.-Ing. (FH) Architekt und Stadtplaner Stephan Haas (41) war, vom ersten Ferienjob mit 14 Jahren an bereits am Bau. Seit 2008 ist er Juniorpartner. Inzwischen ebenfalls eingestiegen ist Dipl.-Ing. (FH) Michael Haas (37) – obwohl er  „grundlegend etwas anders machen wollte“. Mit dem Umweg über Kanada landete auch er wieder in Eibelstadt und ist zudem inzwischen als beratender Ingenieur bei der Bayerischen Ingenieurkammer Bau eingetragen. Haas + Haas bleibt also, firmiert als GbR.

Fachplanung und Umsetzung von Gebäudetechnik

Wenn Edmund Haas sagt, dass er am liebsten auf selbst ausgebildetes Personal setzt, meint er damit zwar in erster Linie Bauzeichner oder Werkstudenten, könnte wohl aber auch seine Söhne dazuzählen, denen er offenbar doch den Spaß am Architektenberuf vermittelt hat.

Derzeit hat das Büro mit dem Untertitel „Architekt“, „Stadtplaner“ und „ Ingenieure“ das Firmenlogo unter anderem am Flockenwerk in Ochsenfurt hängen, wo die klassische Architektur wieder mit Herausforderungen bei der Gebäudetechnik einhergeht. Vor drei Jahren wurde deshalb ergänzend die HGT Ingenieure GmbH speziell für Fachplanung und Umsetzung von Gebäudetechnik gegründet.

Herausragende Beispiele für die „Architektouren“

Die eigenen Büros kommen eher unprätentiös daher, nutzen die oberen Geschosse des Altstadthotels Weinforum. Stimmig ist das, weil die Architekten Haas im Altstadtensemble schon mehrere historische Anwesen saniert und belebt haben. Natürlich finden sich hier auch die „Haas’schen Dachgauben“, ein sich etablierender Begriff für Dachgauben, die seitlich verglast sind und damit mehr Licht ins Dachgeschoss lassen. Die „Scheuklappen aufmachen“, nennt Edmund Haas das und hat damit laut eigener Aussage auch beim Denkmalschutz gepunktet. Es ist längst nicht das einzige ihrer Gebäude, das von der Bayerischen Architektenkammer als herausragende Beispiele für die „Architektouren“  ausgewählt war. Etliche weitere Auszeichnungen kommen hinzu.

Die Wandelbarkeit, die Möglichkeit zu adaptieren und verschiedene Nutzungen zuzulassen sei ein ganz aktuelles Thema anspruchsvoller Architektur. Authentische Baustoffe und ökologische Grundgedanken seien bei Haas + Haas dagegen schon lange die Strategie. Die Herausforderungen lägen derzeit eher bei fehlenden Fachkräften und Baustoffen sowie unglaublich aufwändigen gesetzlichen Vorschriften, sagt Stephan Haas.

Edmund Haas hat sich vom operativen Geschäft verabschiedet

Spaß an der Arbeit habe er noch immer, auch nach 45 Jahren, so Edmund Haas, der sich allerdings vom operativen Geschäft verabschiedet hat und jetzt die Enkel beschäftigt. Dabei seien Kinder im Büro nichts Ungewöhnliches. Waren die eigenen Kinder mit dabei, weil es damals keine Krippen gab, sind sie es heute wegen Corona. Home-Office und „Haasen-Gruppe“ mit gegenseitiger Betreuung heißen die hausinternen Lösungen für die insgesamt 18 Kinder der Mitarbeiter. Mitarbeiterinnen sollte es heißen, denn bei den 15 Angestellten von Haas + Haas beträgt die Frauenquote 93 Prozent.

Quelle: Main Post, Antje Roscoe vom 12.05.2021